Was ich anbiete

Es gibt in Deutschland vier psychotherapeutische Verfahren, die von den Krankenkassen finanziell unterstützt werden. Dies sind die sogenannten „Richtlinienverfahren“. Ich habe mich auf eins dieser vier Verfahren spezialisiert, nämlich auf die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Was genau das ist und wie sich diese Methode von den anderen drei Richtlinienverfahren abgrenzt, möchte ich im Folgenden genauer erläutern.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die Theorie

Als Abkömmling und Weiterentwicklung der Psychoanalyse geht die Tiefenpsychologie zunächst davon aus, dass wir Menschen ein Unbewusstes haben. Das sind Wünsche, Emotionen, Regungen, Erinnerungen, die sich unserer direkten, bewussten Wahrnehmung und Kontrolle entziehen, und welche dennoch einen Einfluss auf unser Erleben haben können. Gerne wird hier zur Veranschaulichung das Bild eines Eisberges verwendet, da man hier von oben ebensowenig erkennen kann, welche Massen sich unter der Wasseroberfläche noch verbergen.

Außerdem haben wir alle eine Art psychisches Grundbaugerüst: die sogenannten „strukturellen Fähigkeiten“, z.B. die Fähigkeit zur Bindung, zur Emotionsregulation, ein Gefühl von Identität und Selbstwert, etc… Diese grundlegenden Fähigkeiten/Strukturen bilden sich ab der frühesten Kindheit und hängen in ihrer Entwicklung sehr davon ab, was wir von unseren engsten Bezugspersonen mitbekommen. Entsteht hier ein Mangel, kann dies Folgen bis ins Erwachsenenalter haben, z.B. könnte eine lebenslange Schwierigkeit bestehen, enge Bindungen einzugehen oder die eigenen Emotionen zu regulieren.


Neben diesem Grundbaugerüst gibt es die entwicklungstypischen (meistens unbewussten) innerpsychischen Konflikte. In jeder Lebensphase gibt es typische Herausforderungen und Schwierigkeiten, die man durchläuft – selbst dann, wenn das psychische Grundgerüst stabil ist. So testen z.B. zwei- bis dreijährige Kinder häufig ihre eigene Autonomie aus, während Teenager eher mit ihrer Identität beschäftigt sind. Wir pendeln dabei zwischen inneren Wünschen und Bedürfnissen hin und her und sind ein Leben lang auf der Suche nach einem inneren Gleichgewicht. So können z.B. Konflikte zwischen dem Wunsch nach Autonomie auf der einen Seite und dem Bedürfnis nach Gebundenheit und Nähe auf der anderen Seite entstehen. Der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Erik Erikson hat hier z.B. ein sehr anschauliches Stufenmodell entwickelt, welches sich über die ganze menschliche Lebensspanne zieht und dem ich persönlich viel abgewinnen kann. Manchmal können diese inneren Konflikte nicht richtig aufgelöst werden, wir bleiben in einem Extrem stecken – z.B. in einem erhöhten Bedürfnis nach Gebundenheit. In diesem Falle leidet die Autonomie darunter, wir machen uns ggf. zu abhängig von anderen Menschen.

Ein psychische Störung/ eine Symptom kann nicht pauschal einer bestimmten Ursache zugeordnet werden. So kann z.B. eine Angststörung sowohl ein Ausdruck mangelnder struktureller Fähigkeiten (z.B. Emotionsregulation, also z.B. die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen), als auch eine unbewusste Konfliktlösung eines Autonomiekonfliktes sein (nach dem Motto: „mit Ängsten bin ich auf die Hilfe meiner Bezugspersonen angewiesen. Zwar ist das im Alltag ziemlich einschränkend, aber es wendet vielleicht die noch viel größere Angst davor ab, verlassen zu werden“).

Die Praxis

Wie funktioniert nun die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie?


Die 50-minütigen Sitzungen finden zumeist im wöchentlichen Rhythmus und gegenübersitzend statt; im Einzelfall kann entschieden werden, ob größere Intervalle sinnvoll sind. Zum einen wird in den Stunden daran gearbeitet, Wünsche, Bedürfnisse und Emotionen bewusst zu machen und zu verstehen, woher sie kommen. Dann braucht die Psyche – so die Theorie – nämlich nicht mehr nach eigenen (teils dysfunktionalen und automatischen) Lösungsversuchen suchen. Je bewusster uns die Beweggründe eigenen Handelns und Fühlens sind, desto bewusster können wir auch dagegen steuern und uns für andere Verhaltensweisen entscheiden.
 Bei dem Beispiel mit der Angststörung könnte also eine Hypothese lauten, dass die Symptomatik zurückgeht, wenn die unbewussten Ängste vor dem Verlassenwerden (oder ggf. auch die unbewussten Wutgefühle auf die Bezugsperson) ins Bewusstsein geholt werden.

Zum anderen besteht die Therapie auch häufig aus sehr viel impliziteren Inhalten. Die strukturellen Fähigkeiten entwickeln sich aus Beziehungen zu anderen Menschen – vorwiegend engen Bezugspersonen – heraus. Sie nehmen Schaden, wenn die Beziehungen unzureichend oder gar traumatisch waren. Daher können sie auch nur in Beziehungen wieder heilen. Und genau dies ist eine therapeutische Beziehung: Die Chance, durch ein Gefühl von Vertrauen, Geborgenheit und Anerkannt werden das eigene psychische Grundgerüst zu stärken und ggf. nachträglich ein wenig zu heilen. Dies kann u.U. einige Zeit in Anspruch nehmen, aber auch dadurch können Symptome mit der Zeit abgemildert werden.

Je nach Diagnose und Mensch können noch weitere Elemente aus anderen Bereichen in die Therapie mit eingebaut werden. Meistens ist es sinnvoll, einen genaueren Blick auf die individuellen Ressourcen zu werfen und diese bei Bedarf auszubauen. Zudem kann es manchmal hilfreich sein, bestimmte Entspannungsverfahren oder Selbstberuhigungsmethoden zu lernen, Essprotokolle zu führen, oder kognitive Denkfehler zu hinterfragen.

Grundsätzlich gilt, dass Sie allein bestimmen, worüber Sie sprechen möchten. Sie selbst gehen den Weg, setzen einen Fuß vor den anderen und entscheiden, wo Sie hinschauen und ggf. abbiegen möchten. Die Therapeutin/ der Therapeut begleitet Sie auf diesem Weg, stellt klärende Fragen, stützt Sie und kommentiert, was er/ sie sieht, geht aber in keinem Falle voran. Es können Gesprächspausen auftreten, in denen Sie eingeladen sind, tiefer in sich hineinzuhorchen und beizeiten auszusprechen, wo Ihre Gedanken Sie hinführen.

Neben der Tiefenpsychologie gibt es noch drei weitere Richtlinienverfahren (die Psychoanalyse, die systemische Therapie und die kognitive Verhaltenstherapie) sowie unzählige weitere Methoden/ Therapiearten (z.B. Gestalttherapie, Schematherapie, Gesprächstherapie, DBT, MBT, PIT, EMDR, KIT, PITT, …), welche jedoch meistens eher als Methode im Rahmen der Richtlinienverfahren angewandt werden.

Die Forschung hat gezeigt, dass der Therapieerfolg nicht wesentlich von der Therapieart abhängt (die störungsspezifischen Methoden sind hier ausgenommen). Jedes der vier Richtlinienverfahren ist dazu geeignet, jede psychische Krankheit zu behandeln. Den allergrößten Therapieerfolg hat man, wenn die Passung zwischen PatientIn und TherapeutIn stimmt und solange es eine Therapie- und Veränderungsmotivation gibt. Auch sind die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Verfahren meist fließend; jeder Therapeut entwickelt mit der Zeit eine Grundhaltung und einen Methodenkoffer, der sich ggf. auch aus unterschiedlichen Richtungen zusammensetzen kann. Dabei brauchen Symptome, die schon länger bestehen, meist auch länger, um zu heilen. Es gibt keine Erfolgsgarantie; manchmal besteht die Therapie auch einfach darin, besser mit den vorhandenen Symptomen umzugehen, anstatt sie zu beseitigen.

Wer mehr über die anderen Richtlinienverfahren erfahren möchte, kann sich hier informieren.

Ich biete bevorzugt Therapien vor Ort in der Mülheimer Praxis an. Möglich sind (ggf. abhängig vom Störungsbild oder anderen Umständen) jedoch auch reine Videobehandlungen oder eine Kombination aus Video und vor Ort. Auch sind Therapien in englischer Sprache möglich – sprechen Sie mich bei Bedarf gerne darauf an.